Mit der Anzahl der Ladesäulen in Deutschland hatte ich mich bereits im Juni 2020 beschäftigt und auch auf Goingelectricandiskutiert und zwischendurch aktualisiert.
Damals war ich optimistisch. Jetzt zu Jahresende können wir sehen, was erreicht werden konnte.
In den Daten vom 3.12.2020 (Datenauszug 37) der Bundesnetzagenturwerden 33.249 Ladepunkte angegeben, das sind 1.137 (3,4 %) mehr als im Monat davor. Von Oktober auf November war der gemeldete Zuwachs nur schwache 454 Ladepunkte, es geht also wieder etwas schneller voran.
Vergleichen wir diese Zahlen nun wieder mit dem Masterplan der Bundesregierung, der 50.000 öffentliche Ladepunkte bis Ende 2021 vorsieht.
Das Ergebnis: Der Trend ist eindeutig positiv, liegt aber 10 % unter Plan. Während der Corona-Zeiten ist der Ausbau nicht signifikant zurückgegangen, das ist eindeutig positiv. Etwas mehr Anstrengung ist allerdings noch erforderlich. Ebenfalls zu bedenken: Im Jahr 2022 sollen laut Masterplan noch zusätzliche 100.000 Ladepunkte entstehen – das ist kein Schreibfehler, es sollen tatsächlich innerhalb eines Jahres einhunderttausend mehr werden! Und weitere 100.000 in jedem Folgejahr bis 2030. Das erscheint nach einem geplanten Zuwachs von etwa 15.000 Ladepunkten im Jahr 2021 als völlig unrealistisch, denn eine Steigerung um beinahe das Siebenfache ist undenkbar.
Ist das der Grund für die recht hastig auf den Markt geworfene Förderung für private Ladepunkte?
Mit den derzeitigen Wachstumsraten bei den Zulassungszahlen von E-Autos wird die Ladeinfrastruktur zunehmend und spürbar zum Flaschenhals, der durch die Schnellladefähigkeit der neuen Modellgenerationen nur wenig entschärft wird.
Wie ist die Entwicklung in Wolfsburg? Von den dort gemeldeten 437 Ladepunkten werden 340 Stück von der VW Kraftwerk GmbH betrieben und sind in den Parkhäusern der Volkswagen AG installiert. Damit stehen sie für die allgemeine Öffentlichkeit nicht ernsthaft zur Verfügung. Aber für den Rest der Welt hat sich die Anzahl der Ladepunkte immerhin von 36 auf 97 fast verdreifacht, insbesondere dank der 55 neuen Ladepunkte in der renovierten Rathausgarage.
Nahezu unverändert schwach ist das Angebot von einfachen AC-Ladern, die von Hybriden oder auch mal über Nacht genutzt werden könnten. Diese Fahrzeuge findet man zunehmend als Langzeitparker im Umfeld der flexiblen Ladesäulen. Freundlicherweise stehen die meisten dann so, dass sie die CCS-Anschlüsse nicht blockieren, aber es gibt leider auch Ausnahmen.
Ein weiteres Problem: Mit dem Ende von Alpiq am 31.12.2020 wird es mit eCharge nur noch einen einzigen Tarif geben, um in der Bahnhofsgarage am Hauptbahnhof ohne Zeitkosten laden zu können. Ich hoffe, er bleibt uns erhalten, sonst wäre elektrisches Park & Ride mit der DB vollkommen gestorben.
Die Ladeszene ist also weiterhin in erheblicher Bewegung und jedes Angebot kann monatlich verschwinden oder anders ausgestaltet sein. Das fördert zwar die geistige Beweglichkeit, ist aber der Verbreitung der E-Mobilität eher hinderlich – für echte Newcomer kann das schon ärgerlich sein.
Mein Lade-Weihnachtswunsch: Mehr Stabilität auf Anbieterseite und Aufholen des Rückstands bei den Ladesäulen!
— Martin (martinguss.de)