Der ewige Streit: Schnellladestation oder AC-Ladepunkt?
Immer wieder entbrennt die Diskussion darüber, welche Ladeinfrastruktur für Elektroautos die beste ist. Die eine Seite plädiert für Schnellladesäulen an strategisch günstigen Orten wie Einkaufszentren, während die andere die Vorteile von flächendeckenden AC-Ladepunkten hervorhebt, die längere Ladezeiten bei längeren Aufenthalten, beispielsweise über Nacht, ermöglichen.
Ein schlagkräftiges Argument für AC-Ladepunkte sind ihre geringen Anschaffungskosten und die niedrige Netzbelastung. Genau diesen Ansatz verfolgt der Hamburger Flughafen mit seinem Parkhaus P4 im Erdgeschoss des Abflugbereichs.
170 Gründe, am Flughafen Hamburg elektrisch zu laden
Der Flughafen Hamburg setzt ein deutliches Zeichen für die Elektromobilität und hat im Parkhaus P4 eine beeindruckende Anzahl von 170 AC-Ladepunkten installiert. Jeder Ladepunkt ist mit einer Typ 2-Dose ausgestattet, einige bieten zusätzlich eine Schuko-Steckdose für E-Motorräder oder Fahrzeuge wie den Renault Twizy, für den wir alle eine Schwäche haben 😉…
Mit einer maximalen Ladeleistung von 3,6 kW pro Ladepunkt, vergleichbar mit einer haushaltsüblichen Steckdose, erreicht das Parkhaus eine Gesamtladeleistung von 612 kW. Dies entspricht der Leistung einer einzelnen DC-Schnellladesäule mit zwei Ladepunkten à 300 kW. Der Unterschied: An den AC-Ladepunkten können 170 Fahrzeuge gleichzeitig laden.
Langzeitparker profitieren: Aufladen während der Reise
Zugegeben, für Kurzzeitparker ist die Ladeleistung weniger attraktiv. Bei einer Ladedauer von 24 Stunden fließen jedoch beachtliche 86 kWh in die Fahrzeugbatterie. Selbst Besitzer eines Elektro-Hummers mit einer Batteriekapazität von 213 kWh müssten ihren Wagen lediglich zwei Tage am Flughafen parken, um die Batterie vollständig aufzuladen.
Aber auch bei einem Tagestrip von 12 Stunden laden Elektroautos immerhin 43 kWh nach – genug Energie für die Weiterfahrt.
Kostenloser Strom: Ein Lade-Schnäppchen für Flugreisende
Ein weiterer Pluspunkt: Die Kosten für den Ladestrom sind bereits im Parkpreis enthalten. Der Flughafen verzichtet auf ein separates Abrechnungssystem und die damit verbundenen Gebühren eines E-Mobility Service Providers (EMSP). Auch die Rolle des Charge Point Operators (CPO) übernimmt der Flughafen selbst und muss aufgrund der kostenlosen Energieabgabe nur wenig tun.
Die einfache Ausstattung der Ladepunkte spart Kosten und reduziert die Anfälligkeit für technische Probleme. Die verwendete Wallbox vom Typ Mennekes AMTRON in der Basisausführung ist deutlich günstiger als Modelle mit eichrechtskonformen Zählern.
Kosten-Check: Parkgebühren versus Ladegewinn
Die Parkgebühren im Parkhaus P4 sind nicht gerade günstig und können bis zu 37 Euro pro Tag betragen. Berücksichtigt man jedoch die Kostenersparnis beim Laden, relativiert sich der Preis.
Geht man von einem durchschnittlichen AC-Ladepreis von 60 Cent pro kWh im öffentlichen Bereich aus, ergibt sich bei maximaler Ausnutzung der Lademöglichkeit eine Ersparnis von 51,60 Euro pro Tag. Das Parken wird somit nicht nur kostenlos, sondern sogar zum lukrativen Geschäft.
Selbst bei einem Kurztrip von 12 Stunden sparen Reisende 25,80 Euro an Ladekosten und zahlen trotz der Parkgebühr von 37 Euro effektiv nur 11,20 Euro.
Fazit: Unterstützung der Elektromobilität am Hamburger Flughafen
Die Lademöglichkeiten im Parkhaus P4 machen das Parken am Flughafen Hamburg deutlich attraktiver als andere, möglicherweise günstigere Parkoptionen außerhalb des Flughafengeländes. Der Flughafen Hamburg beweist mit diesem Konzept eine starke Unterstützung der Elektromobilität.
Ein empfehlenswertes Modell!