Treckerfahren

Während es bei elektrifizierten Baumaschinen bereits seit einiger Zeit gute Fortschritte gibt, tut sich der elektrische Antrieb bei großen Landmaschinen deutlich schwerer. Elektrisches Treckerfahren ist noch eine echte Nische.

Der Hersteller Fendt führte heute in einem Artikel in der Druckausgabe von „Die Zeit“ mehrere Gründe dafür an. Zum einen sind für schwere Landmaschinen Dauerleistungen deutlich jenseits der 100 kW erforderlich. Die Spitzenleistungen der größten Dieselmodelle liegen bei rund 400 kW (550 PS in Dino-Einheiten).

Treckerfahren noch mit Diesel
© Matthias Mumme/traction

Derartige Spitzenleistungen gibt es bei EVs auch, aber meistens nur für eine halbe Minute, bevor abgeregelt wird. Auch leistungsstarke E-Autos haben eine deutlich geringere Dauerleistung: Für das Model S Plaid gibt Tesla zwar 750 kW Spitzenleistung an, die Dauerleistung laut Zulassung liegt allerdings bei eher mageren 100 kW. Das ist einfach zu wenig für eine ernsthafte Landmaschine.

Werden die höchsten Leistungen intensiv abgerufen, ist die Reichweite entsprechend gering und selbst bei einer Leistungsentnahme von nur 100 kW wäre mit der 100 kWh-Batterie des Model S Plaid nach maximal einer Stunde Schluss.

Und das führt uns zum zweiten Problemkreis des E-Antriebs bei landwirtschaftlichen Maschinen: Trotz großer und damit teurer Batterien ist meistens nach höchstens vier Stunden Betrieb erstmal Schluss.

In Spitzenzeiten sind aber wesentlich längere Betriebszeiten notwendig und neben den wenigsten Feldern steht eine Schnellladesäule.

Auf Baustellen gibt es hingegen nahezu immer eine leistungsfähige Stromversorgung, mit der Baumaschinen in Arbeitspausen zwischendurch nachgeladen werden können.

Diesen Luxus hat ein Landwirt nicht. Ein elektrifizierter Traktor kostet derzeit etwa 40 Prozent mehr als die Dieselversion, soll sich aber über die Lebensdauer rechnen. Etwa ein Viertel der Landwirte betreibt heute eine PV-Anlage und könnte den eigenen Strom fürs elektrische Treckerfahren sehr günstig einsetzen.

Es wird zwar auch mit Wasserstoff experimentiert, aber diese Technologie halten Traktorhersteller noch nicht für marktreif. Brennstoffzellen sind derzeit zu leistungsschwach und haben Probleme damit, auf einem staubigen Feld den notwendigen hochreinen Sauerstoff zu bekommen.

Im Jahr 2023 wurden ca. 30.400 Traktoren verkauft. Der Marktführer Fendt möchte immerhin 500 elektrische Traktoren pro Jahr absetzen (1,6 Prozent des Gesamtmarkts). Nach eigenen Angaben hat er dafür 15 Millionen Euro investiert. Ich drücke die Daumen!

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