Vor kurzem sah ich ein Fahrzeug am Straßenrand parken, dass mir beim Vorbeifahren etwas merkwürdig vorkam. Weil es auf einer Straßenkuppe stand, war die Hinterachse deutlich zu sehen und anstelle des üblichen Hinterachsdifferenzials schimmerte ein Aluminiumblock, der an eine elektrische Antriebseinheit denken ließ. Bei näherer Ansicht stellte sich heraus, dass es sich um einen Pickup von Maxus handelte, genauer gesagt das Modell Maxus T90 EV Pickup von SAIC, und zwar in blau.
SAIC ist vielleicht mehr für die Marke MG bekannt, ist aber mit Maxus eher nur im Lieferwagensegment aktiv, dort aber anscheinend doch mit einigem Erfolg, denn gelegentlich habe ich die Maxus-Kastenwägen schon auf der Straße gesehen.
Der Inverter hängt recht in einem Metallkäfig unter der Ladefläche. Links neben dem Differenzial erkennt man die silberfarbene Batteriebox, die offenbar die Bodenfreiheit begrenzt, denn sie ragt in den Bereich unterhalb der Hinterachse.
Das Fahrzeug bietet mit seiner Netto-Batteriegröße von 88,55 kWh eine Reichweite von 330 Kilometern nach WLTP. Die Nutzlast wird mit 1.000 Kilogramm angegeben, das höchstzulässige Gesamtgewicht sind satte 3,3 Tonnen. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 120 km/h begrenzt, die Beschleunigung auf 100 km/h dauert mit der Antriebsleistung von 130 kW laut Datenblatt 12,3 Sekunden.
Das Fahrzeug bringt eine relativ kleine Ladefläche und eine Kabine mit zwei Sitzreihen mit. Das Cockpit selbst ist klassentypisch sehr konventionell gestaltet.
Die Ladeleistung per CCS-Anschluss beträgt maximal 80 kW, AC-Ladung läuft mit 11 kW.
So sieht das gesamte Fahrzeug aus!
Es gibt auch vorne ein Teil, das wie eine Antriebseinheit aussieht, aber das Auto kommt nur mit Hinterradantrieb. Das hier könnte also der Klimakompressor, die Servolenkungseinheit oder irgendetwas anderes sein. Kommentare sind willkommen!
Die Batteriebox unter dem Fahrzeug ist gut sichtbar.
Hier noch ein Bild von der Ladefläche, die bereits einen Dosenbenutzer als Liebhaber gefunden hat.
Es gibt eine aktuelle Preis- und Ausstattungsliste, die einen Preis von immerhin knapp 65.500 Euro auswirft. Als Optionen gibt es die Lackierung und einen Ladeadapter für die Schuko-Steckdose – die Ladezeit mit einer Leistung von 2 kW von theoretisch 0 auf 100 Prozent wären mit ein paar Verlusten gute 48 Stunden oder zwei Tage durchgehend. Dieses Extra für 238 Euro inklusive Mehrwertsteuer kann man also weglassen und spart immerhin 0,4 Prozent vom Fahrzeugpreis.
Für die optional angeführte Seilwinde findet sich leider kein Preis. Die Produktpräsentation im Internet ist sprachlich etwas holprig („Umkehrkamera“) und es gibt einige Typos, aber sind wir mal nicht so kritisch.
Für die Dienstwagenbesteuerung nach der Pauschalmethode ist der Preis übrigens nicht so praktisch: Ab 60.000 Euro Listenpreis müssen 0,5 Prozent als geldwerter Vorteil versteuert werden, darunter nur 0,25 Prozent. Es gibt zwar Pläne, dieses Limit auf 70.000 Euro anzuheben, aber beschlossen ist das nach wie vor nicht.
Die ersten Testberichte sind zwar etwas durchwachsen, aber immerhin: Ein Pickup der nicht gigantisch wie der F-150 Lightning ist oder für europäische Verhältnisse so weltfremd ankommt wie der Tesla Cybertruck. Extrem populär wird dieser Pickup von Maxus aber wohl eher nicht werden…
Hallo Martin,
den Pickup habe ich neulich bei uns in der Verkaufshalle gesehen. Ich dachte erst, es sei ein Verbrenner. Für die normalen Maxus-Transporter könnte ich mir gute Einsatzzwecke für Handwerker vorstellen. Zumal Volkswagen hier derzeit nicht liefern kann. Der Pickup konkurriert hier gegen den Amarok, der rund 20.000 EUR günstiger ist. Diesen Aufpreis werden vermutlich nur wenige Pickup-Freunde ausgeben mögen. Zumal man diese Leute eher im Team Hubraum verortet.
Hallo Norbert,
da bin ich ganz deiner Meinung, das wird nicht der Burner auf dem Markt. Es ist eher ein einfacher Versuchsballon, was man in Europa zulassen kann und welches Interesse man damit generiert…