Unlängst fuhr mir ein Wasserstoffauto in Berlin vor die Linse. Nun ist es mir in Hamburg ebenfalls passiert: Das nächste Wasserstoffauto fuhr ungeniert vor mir her!
Diesmal handelte es sich um einen Hyundai Nexo, ein Wasserstoffauto im kompakten SUV-Format.
Der Neupreis von 77.490 Euro ohne Wunschfarbe (nur 990 Euro Aufpreis für Titanium Grey!) lässt Kritik an den Preisen von Elektroautos verstummen. Mit dem Prima-Paket für weitere 5.400 Euro sowie der Einparkhilfe vorne und hinten (nochmals 412 Euro) erklimmt der Endpreis stolze 84.292 Euro. Förderung gibt es keine, dann das Fahrzeug steht nicht auf der BAFA-Liste der förderfähigen Fahrzeuge; in der Liste gibt es lediglich acht Varianten des Toyota Mirai.
Dazu kommen nach Angaben von Hyundai relativ hohe Energiekosten von 10 Euro pro 100 Kilometern. Derzeit liegt der H2-Tankstellenpreis etwas höher, und zwar bei 13,85 Euro pro Kilogramm und bei einem WLTP-Verbrauch von 0,95 Kilogramm/100 Kilometern liegt die derzeitigen Kilometerkosten mit 13,16 Euro etwa doppelt so hoch, wie beim batterieelektrischen Antrieb.
Beim Nexo handelt es sich um ein erwachsenes Fahrzeug mit ordentlichen Fahrleistungen (9,2 s auf 100 km/h, 179 km/h Höchstgeschwindigkeit) und einem vernünftigen Kofferraumvolumen von 461 Litern. Der Tankinhalt hingegen beträgt 156,6 Liter, was 6,33 Kilogramm Wasserstoff entspricht und eine WLTP-Reichweite von 666 Kilometern ergibt.
Der Hinweis auf der Homepage „Kaltstartfähigkeit: Null Grad Celsius“ verunsichert allerdings. Keine Abfahrt bei Minusgraden möglich? Das wäre weder den Freunden noch den Gegnern des Wasserstoffautos bisher aufgefallen… Im Prospekt sind glücklicherweise minus 30°C als Kaltstarttemperatur angegeben.
Die Pufferbatterie ist interessanterweise eine eher unübliche Lithium-Polymer-Batterie. Sie hat allerdings nur 1,56 kWh Energieinhalt und kann maximal 40 kW (fast 26 C!) zur Brennstoffzellen-Maximalleistung von 95 kW beitragen – zumindest für maximal 2 Minuten und 20 Sekunden von 100 % bis 0 %. Von den insgesamt 135 kW Systemleistung kann der Antriebsmotor maximal 120 kW ziehen, der Rest ist wohl für die Nebenantriebe und als Reserve gedacht.
/Bild
© M 93
Alles in allem ist der Hyundai Nexo ein vollkommen akzeptables Autokonzept, wenn man SUVs grundsätzlich in Ordnung findet. Der absurd hohe Preis ohne Förderfähigkeit und der teure Treibstoff schlagen sich jedoch in den Zahlen nieder: nur etwa 33 Wasserstoffautos werden monatlich zugelassen…
Mit dem Wasserstoffauto wird es somit in absehbarer Zeit eher nichts werden.