Elektrisch retour von Lyon

Wer in die Ferne fährt, der kommt zumeist auch wieder zurück! Deswegen bin ich elektrisch retour von Lyon gefahren und möchte euch heute davon berichten.

Zur Erinnerung: Auf der Hinfahrt hatte ich 68,05 Euro für 1.066 Kilometer verfahren. Die Rückfahrt würde eine sehr ähnliche Route nehmen, weswegen eine gewisse Vergleichbarkeit denkbar ist.

Erste Etappe: Lyon-Freiburg

Ich fuhr am späten Nachmittag nach meinen Terminen in Lyon los, exakt um 15:23.

Elektrisch retour von Lyon

Erster Stopp erfolgte nach 191 Kilometern um 17:00 an der AVIA in Bois Guillerot an der A36, natürlich IONITY. Es war warm und der Akku befand sich durch Autobahntempo und Vorkonditionierung im ladefreundlichen Temperaturbereich.

Elektrisch retour von Lyon

Doch die Ladesäule wollte nicht starten bzw. die Karte von Elli nicht akzeptieren. Zum Glück stand noch ein Triple-Charger neben den IONITY-Säulen, also erstmal dort starten. 1,4 kWh in zwei Minuten war eher langsam, zumindest stelle mir das System diesen Ladevorgang nicht in Rechnung.

Ich wechselte also zurück zur IONITY-Säule und stellte fest, dass ich einfach „Weiter“ hätte drücken müssen, ein klassischer Bedienungsfehler also. Diese Episode hatte mich zum Glück nur drei Minuten gekostet.

Die Ladesäule, EU-gefördert, meldete 189 kW Ladeleistung. Mehr geht aus Prinzip nicht: Die Ladesäule dieses Typs kann nur maximal 500 Ampere liefern, denn das ist das Limit des CCS-Steckers nach Spezifikation. Wenn die Akkuspannung bei etwa 360 Volt liegt und man ein paar Volt Spannungsabfall in den Leitungen zwischen Ladeelektronik und Akku berücksichtigt, kommen rechnerisch etwa 190 kW Leistung heraus. Bei steigender Akkuspannung kann die Leistung durchaus noch ein wenig zunehmen, bis das BMS aufgrund des steigenden Ladestands abregelt.

Elektrisch retour von Lyon

Diese Ladeleistung fand ich aber völlig in Ordnung, knapp 2,5 kWh pro Minute bei Ladebeginn ließen einen kurzen Ladestopp erwarten. In 26 Minuten wurden 46,7 kWh für 16,34 Euro (35 Cent, Elli-Preis bei IONITY) durch das Ladekabel geliefert.

Elektrisch retour von Lyon

Die Station war platzmäßig großzügig angelegt. Neben den Ladesäulen gab es noch zwei Warteparkplätze, falls es mal mehr Bedarf als Angebot geben sollte. Während zwei Autos an der Ladestation hielten, gab es an der Tanke daneben ebenfalls nur zwei oder drei Kunden. Beinahe Gleichstand zwischen Verbrenner und Elektro 😉

Es war wenig Verkehr und der Autopilot hatte keine Probleme, ein entspanntes Fahrerlebnis zu erzeugen.

Elektrisch retour von Lyon

Der zweite Ladestopp erfolgte um 18:39 an der Raststation Aire d’Écot Sud wie bei der Hinfahrt, weil ich noch etwas vom sehr günstigen Fastned-Ladestrom mitnehmen wollte. In 7 Minuten gab es nochmal 17 kWh für 2,17 Euro in den Akku (unschlagbare 12,8 Cent pro kWh).

So gesehen wäre es besser gewesen, weniger Energie bei IONITY und mehr bei Fastned zu laden, aber das wären Optimierungen auf echtem Liebhaber-Niveau gewesen. Zu kompliziert muss man die Elektromobilität nicht machen!

Ich hatte bis hierher spürbaren Gegenwind gehabt und das ergab in Verbindung mit 135 km/h-Dauergeschwindigkeit einen ziemlich hohen Verbrauch: 24,2 kWh pro 100 Kilometer! Mein Durchschnitt über das bisherige Autoleben des Model 3 lag bei 17,7 kWh, deutlich geringer also.

Elektrisch retour von Lyon

Weiter ging es in Richtung Freiburg, nach wie vor auf der A36. Die Wolkenwand verhieß zwar nichts Gutes, doch das Wetter blieb klar und trocken.

Elektrisch retour von Lyon

Gegen 19:45 begab sich die Sonne in Richtung Untergang, ich war kurz vor Hartheim am Rhein. Nur noch 23 Kilometer und eine Viertelstunde bis zum Hotel!

Elektrisch retour von Lyon

Ich hatte vorausgeplant und einen Standort gewählt, in dessen Umgebung mehrere AC-Ladesäulen angegeben waren. Doch es begab sich so, wie negative Erfahrungen von Gegnern der Elektromobilität gerne beschrieben werden: Der erste Standort von als öffentlich zugänglich angegebenen Ladepunkten lag hinter der geschlossenen Schranke eines Betriebsgeländes. 200 Meter Verlängerung für Typ 2 hat niemand im Kofferraum, abgesehen davon wäre sie vollkommen unzulässig.

Der zweite Standort von Ladepunkten lag auf dem zugänglichen Vorplatz eines anderen Unternehmens, doch konnte ich sie mit keiner meiner Karten oder Apps in Betrieb bringen. Gerechterweise muss man sagen: Sie waren in keinem der Verzeichnisse als öffentliche Ladepunkte vermerkt und es war mein eigener Optimismus, sie zur Stromabgabe überzeugen zu wollen.

Es war bereits ein längerer Tag gewesen und ich wollte nicht noch von einer weiter entfernten Ladesäule zum Hotel wandern, denn es war bereits nach 21 Uhr und die Temperatur lag unter 10 Grad. Nach einem kurzen Ladevorgang an einer AC-Säule in einiger Entfernung (1,5 kWh für 0,56 Euro bzw. 37 Cent/kWh) änderte ich meinen Ladeplan.

Ich fuhr zur nächstliegenden Schnellladesäule, um für den nächsten Tag wieder auf 80 Prozent zu kommen. Es handelte sich um eine Aldi-Säule mit zwei CCS- und einem AC-Anschluss. An einer der beiden CCS-Anschlüsse hing bereits ein ID.4, der andere war mit Elli problemlos freizuschalten.

48,9 kWh flossen in die Batterie, für 22,98 Euro (47 Cent/kWh). Bei diesem Ladevorgang hatte ich nicht ausreichend nachgedacht, denn der Ad-Hoc-Ladetarif wäre nur 29 Cent/kWh gewesen… 8,80 Euro hätte ich insgesamt sparen können… zu spät, Abgang ins Hotel!

Elektrisch retour von Lyon

Zweite Etappe: Freiburg-Mannheim

Am nächsten Vormittag hatte ich wieder einige Termine zu absolvieren, deswegen Abfahrt erst um 10:16.

Durch puren Zufall befand ich mich um 12:00 auf Höhe Mannheim und aus rein nostalgischen Gründen beschloss ich, dort eine kurze Mittagspause einzulegen.

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Der Durschnitt auf dieser Etappe betrug lediglich 16,5 kWh pro 100 Kilometer und ich wählte den AC-Anschluss im Zentrum von Mannheim. 13,3 kWh in 1:13 waren das Ergebnis, 4,92 Euro die Kosten (37 Cent/kWh im Elli-Tarif).

So richtig viel war es leider nicht, aber das veränderte in meiner Ladeplanung nichts: Zwei Schnellladevorgänge zwischen Freiburg und Braunschweig hätte ich in jedem Fall benötigt. Allerdings hätte ich einen der Schnellladevorgänge durchaus im Mannheimer Zentrum machen können, denn beim Mannheimer Rathaus gab es einen 300 kW-Lader, wie ich im Nachhinein herausfand. Der hat anscheinend nur einen einzigen Anschluss, doch nächstes Mal werde ich diesen Ladepunkt mal ausprobieren.

Dritte Etappe: Mannheim – Braunschweig

Das Ergebnis der weiteren Ladeplanung war eine Mainova-Ladesäule nördlich von Frankfurt am Main. Dort gab es zwei Ultraschnelllader mit vier Ladepunkten. Zu Beginn war ich komplett allein, dann gesellte sich ein Audi e-tron GT quattro dazu.

Dabei fiel mir auf: Wenn man die Unterseite des Audi weiß bemalt, sieht er schon fast wie ein Model 3 aus…

Elektrisch retour von Lyon

Auch bei dieser Ladesäule lag die Ladespitze bei etwa 190 kW, denn das 500 A-Limit gilt naturgemäß auch für diesen Typ von Ladesäule. Nur Tesla nützt die Toleranzen maximal aus und pfeift bis zu 675 Ampere durch den Stecker, zumindest für einige Minuten. Immerhin dürfen die Kontakte im typischen CCS2-Stecker bis zu 130 Grad heiß werden und mit der vorhandenen Temperaturüberwachung im Stecker (einzeln für jeden DC-Kontakt!) kann man diesen Weg durchaus gehen.

Elektrisch retour von Lyon

22,11 Euro für genau 47,0 kWh in 25 Minuten (47 Cent/kWh im Elli-Tarif), die ich parallel für einen dringlichen Bio-Stopp und Koffein-Nachschub nutzte.

Elektrisch retour von Lyon

Hinter Frankfurt: Stau um 16:45! Den kannte ich bereits…

Um 19:15 erreiche ich den Autohof am Lutterberg, der sechs IONITY-Ladepunkte und einen Tesla-Supercharger-Standort umfasst. Ich hatte nur ein kurzes Zwischenladen und eine Toilettenpause geplant, doch leider: IONITY war komplett ausgefallen.

So kam es zu meinem ersten Supercharger-Ladevorgang seit Dezember 2022. Das Ergebnis: 21 kWh für 12,18 EUR (58 Cent pro kWh). Mit der nachgeladenen Energie war es eine Leichtigkeit, die letzten 148 Kilometer zurückzulegen. Mit zurückhaltender Fahrweise wäre der Ladevorgang möglicherweise nicht erforderlich gewesen…

Elektrisch retour von Lyon

Um 21:00 kam ich in Braunschweig an.

Fazit

Wie war das Ergebnis bei der Rückfahrt? 1.108 Kilometer Gesamtstrecke, 182 kWh Gesamtverbrauch auf der Strecke, 78,26 Euro Ladekosten inklusive der Ladung in Lyon (69,08 Euro ohne diesen Ladevorgang, was der sinnvollere Vergleich ist).

Die Strecke war etwa gleich lang (1.108 km vs 1.066 bei der Hinfahrt), der Verbrauch lag bei der Rückfahrt aber spürbar höher. Durch einige ungünstige Ladevorgänge (Aldi-Fehler, Supercharger, nicht nur IONITY) lagen die Kosten höher (7,06 Euro/100 km vs. 6,38 Euro/100 km bei der Hinfahrt).

Auf der gesamten Strecke von 2.174 Kilometern verbrauchte ich 366 kWh laut Auto und hatte einen Durchschnittstarif von 36,3 Cent pro Kilowattstunde.

In der Mischkalkulation über Hin- und Rückfahrt kostete die Energie für 100 Kilometer 6,73 Euro, ein sehr guter Wert. Mit Ladevorgängen an Superchargern wäre der Energiepreis satte 60 Prozent höher gewesen. Mittlerweile hat Tesla das Problem erkannt und die Energiepreise deutlich gesenkt, deswegen würde dieser Vergleich zum heutigen Tag durchaus anders ausfallen. Strom bei IONITY um 35 Cent pro kWh (vs. 41 Cent bei Tesla) ist nach wie vor ein Top-Preis, den man leider mit aktuellen Abos nicht mehr bekommt.

Eine Gesamtstrecke von 2.200 Kilometern in vier Tagen ist elektrisch keine Herausforderung mehr, besonders dann, wenn man nicht den letzten Cent aus den Stromkosten herausquetschen möchte. Das würde ich ohnehin nicht empfehlen, es macht nur unglücklich 😉

Der ADAC kam bei den Kilometerkosten für das Model 3 auf 64,2 Euro/100 km. Der Wertverlust machte dabei die größte Position aus und der Energieverbrauch betrug lediglich 12,5 % der Gesamtkosten.

Unterschiedliche Ladestrompreise beeinflussen die Gesamtkosten somit nur sehr begrenzt. Das wussten wir bisher ohnehin bereits, denn bei Verbrennerfahrzeugen war das nicht anders…

Und noch eine gute Nachricht: Auf der gesamten Fahrt gab es keine technischen Probleme am Auto und die Ladeinfrastruktur funktionierte weitgehend. Der Totalausfall von IONITY am letzten Tag und die teilweise toten Ladepunkte im Mannheimer Rosengarten trübten das Bild jedoch und zeigten deutlich: Die Technik der Autos ist nicht mehr das Problem in der Elektromobilität, doch die Ladeinfrastruktur kann das Leben erschweren und für unangenehme Momente sorgen.

Eine konservative Ladeplanung, bei der man nicht mit dem letzten Prozent am Ladepunkt ankommt, bewährt sich auf der Langstrecke nach wie vor und schont die Batterie.

Und nächstes Mal fahre ich mit der Bahn 😉


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