Ein sonniger Sonntag in Deutschland. Woher kommt der Strom heute also?
Am frühen Nachmittag liegt der Strompreis an der Börse bei -15,5 Cent, mit der Ladung eines durchschnittlichen Elektroautos wären gute 12 Euro zu verdienen.
Das klingt schon merkwürdig!
Oder drastischer formuliert: Heute könnte man den Strom von 9 bis 18 Uhr an die Kunden in Deutschland verschenken und gleichzeitig damit Geld verdienen, weil zu viel Strom erzeugt und zu wenig verbraucht wird.
Da wir nun in Richtung Sommer gehen, wird es wohl eine Reihe dieser Tage geben und dennoch werden wir nicht auf Null Emissionen kommen. Leider produziert Deutschland auch an solchen Tagen knapp 200 g CO2 pro Kilowattstunde, wobei der Löwenanteil aus der Verstromung von Kohle, Erdgas und Öl stammt.
Woran hakt es?
Problem 1: Die Verteilnetze, denn der Strom wird nicht immer dort produziert, wo er verbraucht wird.
Problem 2: Der Mangel an Stromspeicherung, die auch als Warmwasser erfolgen könnte (siehe Problem Nr. 3).
Problem 3: Die Warmwasserproduktion ist nicht flexibel genug und zwingt dazu, auch im Sommer fossile Brennstoffe zu verbrauchen. Den sommerlichen Überschussstrom (auch) ins Warmwasser zu stecken wäre wesentlich effizienter, als den Umweg über Wasserstoff zu nehmen, der ohnehin weitgehend nur Wunschdenken ist.
Problem 4: Die inflexiblen Stromtarife, die wenig Anreiz zur Verhaltensänderung schaffen. Stromverbrauch bei geringen oder negativen Strompreisen nützt derzeit nur dem Stromversorger. (Es gibt zwei derartige Anbieter in Deutschland, aber für den Normalverbraucher oder Wohnungsbewohner ist das größtenteils nicht zu machen.)
Das wäre alles lösbar, wenn man wesentlich deutlicher in diese Richtung arbeiten würde. Allerdings zeigt es auch, dass der reflexhafte Zubau von Solarkapazität noch keine Energiewende ausmacht, da ist noch sehr viel mehr zu tun!
Daten: gridio, Electricity Maps