Kontroversen über kostenlose Ladesäulen gibt es in Deutschland in ausreichendem Ausmaß, natürlich auch bei goingelectric.
Im schönen Bundesstaat North Carolina, der an der Westküste der USA liegt, möchte man aber ganz andere Wege gehen. Zumindest, wenn es nach einer Gesetzesvorlage des republikanischen Mitglieds des Repräsentantenhauses Ben Moss geht (Artikel auf Englisch).
Er möchte für die Entfernung von kostenlosen Ladesäulen im öffentlichen Raum bis zu 50.000 US-Dollar aus dem Budget lockermachen, falls nicht daneben eine kostenlose Tankstelle für Benzin und Diesel aufgebaut wird. Was wie ein Aprilscherz klingt, ist eher ein Fall von „Das Imperium schlägt zurück“ – die Lobby der fossilen Brennstoffe gibt nicht so schnell auf. Im Gegenteil, man muss vermutlich noch mehr von diesen ziemlich abstrusen „Vorschlägen“ erwarten.
Das bedeutet, dass die fossile Industrie das Elektroauto mittlerweile tatsächlich als Bedrohung empfindet. Das ist grundsätzlich gut, weil es den Reifegrad der Elektromobilität deutlich bestätigt.
Wer nun glaubt, dass es nur den kostenlosen öffentlichen Ladesäulen an den Kragen gehen soll, irrt gewaltig. Wenn ein Restaurant ein kostenlose Ladesäulen anbietet, um beispielsweise – Überraschung! – Kunden anzulocken, dann soll es in Zukunft auf jeder Rechnung angeben müssen, wie groß die anteiligen Kosten für die Ladesäule gewesen sind. Dann kann sich jeder rechtschaffene Petrol Head ärgern, dass er das kostenlose Ladeangebot mitbezahlt hat. Das ist aber ungefähr so, als müsste man die Beleuchtungskosten für die Toiletten getrennt ausweisen, um sich als Kunde ärgern zu können, falls man sie nicht genutzt hat.
Die ganze Idee wäre ein buchhalterischer Alptraum, wie ihn normalerweise in der deutschen Verwaltung geboren wird, wir erinnern uns noch an die EEG-Umlage auf selbsterzeugten Strom. Nun gibt es in North Carolina nicht besonders viele privat betriebene Gratissäulen, aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Immerhin leben über 10 Millionen Einwohner in diesem Bundesstaat, da muss man mit der Elektrifizierung im Verkehr schon richtig vorsichtig sein.
Das alles passiert im Bundesstaat, dessen Motto „Mehr sein als scheinen“ („Esse quam videri“) lautet. Oder vielleicht ist das lediglich feine Ironie?