Lange wurde über die Umweltfreundlichkeit von Elektroautos diskutiert. Dabei ist ein Aspekt häufig zu kurz gekommen, nämlich das Recycling von Elektroautos.
Wie wir wissen, wird im E-Auto selbst nichts verbraucht, die gesamte Batterie mit allen Inhaltsstoffen ist auch am Ende der Lebensdauer noch vorhanden. Nicht einmal Abnutzung, wie bei Bremsen oder Reifen, findet in der Batterie statt.
Das sind ideale Voraussetzungen, um alle Inhaltsstoffe wiederzugewinnen. Mit den Großteilen aus Aluminium, Magnesium und natürlich Kupfer aus Kabeln und Leitungen wird das bereits heute gemacht, wenn auch noch mit geringen Mengen.
Teslas vormaliger CTO Jeffrey Straubel, den man beinahe für Elon Musks jüngeren Bruder halten könnte, hat mit seiner Firma Redwood Materials ein Batterierecyclingprogramm gestartet, um am Ende ein vollständiges stoffliches Recycling zu erreichen (Press Release). Damit sollen alle wiedergewonnenen Materialien wieder zur Herstellung neuer Batterien dienen können.
Auch in Europa soll nun ein Standort von Redwood Materials aufgebaut werden – offene Stellen gibt es bereits, aber noch keinen konkreten Ort.
Natürlich sind derzeitige Ankündigungen noch voll von Übertreibungen, denn im ersten Schritt möchte Redwood Materials hauptsächlich Kupferanodenmaterial für neue Batterien aus wiedergewonnenem Kupfer herstellen. Das ist die einfachere Übung, weil das Abtrennen von Kupfer ziemlich nicht besonders schwierig ist.
Die Königsklasse ist das Wiedergewinnen von Lithium, Mangan, Graphit, Aluminium und Kobalt aus dem aktiven Batteriematerial. Davon sind alle Wiederverwerter beim Recycling von Elektroautos leider noch weit entfernt, diese Anteile werden heute meistens einfach nur verbrannt bzw. eingeschmolzen. Dabei entstehen neben CO2 auch Sondermüll durch Fluor-belastete Flugasche. Die Abgase müssen aufwendig gereinigt werden, um die Emission von Dioxinverbindungen zu vermeiden.
In einer Studie des Ökoinstituts von 2020 wird dieser Weg euphemistisch als „pyrolytische Verwertung“ bezeichnet. Gleichzeitig stellt die Studie fest, dass die Wiederverwertung der aktiven Batteriemasse, also dem Elektronenspeichermaterial selbst, „noch stark verbesserungswürdig“ ist. Auch bei der Transparenz der Entsorgung werden erheblich Mängel gesehen.
Eine unkontrollierte Verbrennung von Antriebsbatterien würde eine Reihe von krebserregenden Stoffen erzeugen, muss also vermieden werden. Die bei Verbrennerfahrzeugen übliche Nachnutzung und unkontrollierte Entsorgung in Ländern der zweiten und dritten Welt ist bei Elektroautos also ohne kontrollierte Entsorgung wesentlich problematischer.
Der Weg ist also noch weit. Aber die Ziele und die Richtung stimmen!