Wiederverwertete Batterien besser als neu

Häufig wird bei Elektroautos darauf hingewiesen, dass es keine Recycling-Konzepte gibt. Natürlich ist das Recycling von Antriebsbatterien ein wichtiger Bestandteil bei der Verbesserung der Umweltbilanz von E-Autos. Eine in der wissenschaftlichen Zeitschrift „Jouleveröffentlichte Studie hat nun herausgefunden, dass wiederverwertete Batterien besser als neu sind. Das ist eigentlich unglaublich…

Batterien vor dem Recycling
Foto von Salman Hossain Saif auf unsplash.com

Man könnte das natürlich für den wöchentlichen Jubelartikel über die nächste Batterierevolution abtun. Allerdings: Das Journal „Joule“ wird vom renommierten Verlag Elsevier herausgegeben und Artikel in dieser Publikation unterliegen dem Peer-Review-Prozess. Das bedeutet, dass die Texte von Experten auf dem jeweiligen Gebiet geprüft und positiv begutachtet werden müssen, bevor sie veröffentlicht werden können.

Dieser Prozess ist natürlich nicht völlig frei von Fehlern, zählt aber zu den besten Verfahren der wissenschaftlichen Qualitätssicherung. Reine Presseartikelware oder plumpe PR wird auf diesem Weg definitiv nicht publiziert. Diese Forschungsergebnisse haben also bereits einige kritische Prüfungen überstehen müssen.

Worum geht es aber überhaupt?

Die Studienautoren haben Lithium-Ionen-Batterien mit NMC111-Kathoden untersucht. Das bedeutet, dass die Kathode der Batterie zu gleichen Teilen die Metalle Nickel, Mangan und Kobalt enthält. Man könnte an dieser Stelle natürlich kritisieren, dass die aktuelle Batteriegeneration wesentlich mehr Nickel und dafür weniger Mangan und Kobalt beinhaltet, aber wir wollen nicht kleinlich sein.

Bei der Untersuchung einer 1 Ah-Zelle aus recyceltem Material kommt die Studie zum Ergebnis, dass diese Zelle 11.600 Zyklen mitmachte, bevor die Kapazität auf 70 Prozent des Nennwerts abgesunken war. Das ist ein Plus bei der Lebensdauer von 56 Prozent gegenüber einer Zelle aus neuem Kathodenmaterial. Eine solche Leistungsverbesserung ist schon spektakulär!

Dieses Ergebnis scheint zustande zu kommen, weil das wiedergewonnene Material eine porösere Struktur aufweist als neues Material. In dieser Struktur können die Lithium-Ionen offenbar gemütlicher und problemloser ein- und auswandern, was die chemische Abnutzung der Zelle reduziert.

Wenn diese Ergebnisse halten, wäre das wieder ein großer Schritt vorwärts in allen Bereichen, in denen Lithium-Ionen-Zellen eingesetzt werden. Das wären unter anderem Mobiltelefone, Laptops, drahtlose Kopfhörer und natürlich Elektroautos.

Wer wird der erste Autohersteller sein, der mit den Leistungen von Recyclingzellen wirbt, weil wiederverwertete Batterien besser als neu sind? Ich bin gespannt!

martinguss.de